Feuer- und Rettungswache 6 - West
Geschichte
Am 07.05.1898 wurde die neu erbaute Wache in der Mühlenstraße (heutige Lauchstädter Straße) als vierte Bezirkswache (Westdepot) in Betrieb genommen. Sie war von nun an speziell für den Schutz der Stadtteile Lindenau, Plagwitz, Kleinzschocher und Schleußig zuständig. An Geräten wurden für diese Wache unter anderem eine Drehleiter und eine Dampfspritze, sowie die erforderliche Pferdebespannung neu beschafft. Außerdem erhielt Sie als erste Leipziger Wache Rutschstangen.
Im 198 Quadratmeter großen "Gerätheraum" der Feuerwache Leipzig-West stand einer der damaligen fünf Drei-Fahrzeug-Züge Leipzigs, bestehend aus Mannschafts- und Gerätewagen mit Abprotzspritze, einer Dampfspritze und einer mechanischen Schiebleiter. Dazu kamen noch ein Exerzierschlauchwagen und ein kleiner Arbeitswagen. Als Reserve standen noch ein Gerätewagen für Pferdebespannung sowie eine Abprotzspritze für den Handzug bereit. Zum Transport dieser Geräte waren drei Paar Pferde vorhanden, für ein Paar Reserve- oder Vorspannpferde waren Stände vorgesehen.
Im Eröffnungsjahr rückte der Mannschaftstender allein neun Mal aus, Tender und Dampfspritze zusammen in drei Fällen und der komplette Löschzug 19 Mal. Dabei wurde eine Strecke von 124,6 Kilometern zurückgelegt.
Die Schiebetore zum Stall und die der Hallentore öffneten sich gleichzeitig durch einen einzigen Handgriff automatisch. Der Öffnungsmechanismus wurde im Folgejahr so verändert, dass er auch vom Telegrafenzimmer aus zu bedienen war.
1936 wurde der Nachbarhof der Wache durch die Stadt Leipzig aufgekauft und als Exerzierplatz ausgebaut. Außerdem wurde ein hölzerner Steigerturm errichtet.
Über Jahrzehnte wurde am Gemäuer der Westwache nichts getan. Außer der Zuführung neuer Fahrzeuge im Zuge der Entwicklung der Feuerlöschtechnik ging das Leben an der Feuerwache Leipzig-West scheinbar unbemerkt vorbei. Ende der 30er Jahren erfolgte zur Unterstellung von Gerätschaften und Reservefahrzeugen der Bau einer Garagenreihe am westlichen Grundstücksrand. Auch einige Flachbauten wurden an das Hauptgebäude angebaut. Hier fand die Atemschutz- und ab 1957 die Werkstatt der neu gegründeten Tauchergruppe ihr Domizil.
Um etwas Raum für die neuen Löschfahrzeuge vom Typ W50 zu erhalten, wurde dann in den 70er Jahren die historische Fassade der Fahrzeughalle mit ihren Rundbögen durch einen kurzen Anbau verlängert und mit rechteckigen, zweiflügligen Stahlblechtoren versehen, was natürlich nicht zur Verbesserung des optischen Eindrucks der alten Feuerwache beitrug. Darüber hinaus wurden die Räumlichkeiten wie zur Jahrhundertwende mit Kohleöfen beheizt.
1986 begann der Aufbau und die Ausbildung von Feuerwehrmännern für die Gruppe "Spezieller Rettungsdienst" (heutige Höhenrettung) für den Einsatz an Hochhäusern, da Drehleitern durch den zunehmenden Bau von Hochhäusern über 30 Meter nicht mehr ausreichten. Nur vier Jahre später erfolgte mit der politischen Wende 1990 wieder die Auflösung. Weitere drei Jahre später folgte auch die Auflösung der Tauchergruppe wegen ungeklärter Visicherungs- und Finanzierungsfragen.
Schon im Jahr 1993 wurde die Grundsteinlegung für den Neu- und Anbau der Feuerwache West gefeiert. Nach knapp zweijähriger Bauzeit konnte das Objekt am 28.10.1995 übergeben werden. Seit der Inbetriebnahme der ehemaligen Feuerwache Ost im Jahr 1937 war dies der erste Neubau einer Feuerwache in der Stadt Leipzig.
Auffallend ist die Gestaltung des Daches: Sieben Spitzdächer erinnern an die Werkhallen des Industriegebietes Plagwitz mit den markanten Sheddächern. Neben zweckmäßigen Räumen für die Einsatzkräfte wurde im Keller die Atemschutzwerkstatt mit Übungsanlage und die Schlauchwäsche nebst großem Schlauchlager untergebracht. Auch die Reinigung von Chemikalienschutzanzügen wird dort in einem Bereich durchgeführt. Über der zweiten Fahrzeughalle fand eine große Turnhalle ihren Platz.
Nach einigen Planungsarbeiten begann 1996 die Totalsanierung des Altbaus. Mit Akribie wurden historische Details, wie die grün glasierten Ziersteine im oberen Abschluss der Rundbogenfenster, ins rechte Licht gerückt. Auch die vier Einfahrten zur alten Fahrzeughalle erhielten ihre ursprüngliche Gestalt und Holztore zurück.
Mit dem Abschluss der Arbeiten zogen die Abteilung Ausbildung und ein Teil der Abteilung Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz in die neugestalteten Räume ein. Zu den verschiedenen Büros standen den Feuerwehrleuten der Stadt Leipzig nun ein moderner Schulungsraum, ein Lehrkabinett für die Rettungsdienstausbildung und ein Fahrschulkabinett zur Verfügung. 1997 wurde die Höhenrettung wieder ins Leben gerufen.
Heute
Seit der Inbetriebnahme der Feuerwache Südwest im Jahr 2015, kam es zu vielen Veränderungen auf der Lauchstädter Straße: Die Höhen- und Wasserrettung, sowie das zweite Löschfahrzeug zogen nach Großzschocher um. Gleichzeitig wurde der ABC-Fachberater mit dem Gerätewagen-Messtechnik, durch die Schließung der Feuerwache Ost, als neue Sonderaufgabe hierher umgesetzt. 2017 folgte ein Wechselladefahrzeug mit dem Abrollbehälter Gefahrgut. Damit war der letzte Baustein eingefügt und alle wesentlichen Komponenten des Gefahrgutzuges vereint. Da im selben Jahr der langersehnte Sanierungsbeginn der alten Hauptfeuerwache unmittelbar ins Haus stand, übernahm die Westwache deren zweites Löschfahrzeug und somit wieder die Rolle einer Wache mit Zugstärke. 2018 konnte der dritte Bauabschnitt auf der Südwestwache in Betrieb genommen werden, weshalb nun auch das Sachgebiet Aus- und Fortbildung/ Freiwillige Feuerwehr dorthin verlegt wurden. Planmäßig folgte im Juni 2019 noch die Schlauchwäsche nebst zugehörigem Lager.
Derzeit befinden sich neben der Amtsleitung noch ein Teil der Abteilung Vorbeugender Brand- und Gefahrenschutz sowie die Ausrüstungs- und Bekleidungskammer im Haus.
Das Atemschutz-Kompetenzzentrum
Ebenfalls befindet sich im Haus das Atemschutz-Kompetenzzentrum. Die drei Mitarbeiter im Tagdienst und zehn im 24-Stunden-Schichtdienst kümmern sich um alles, was mit Atem- und Druckluft zu tun hat. Dabei werden neben der Wartung, Reinigung und Prüfung der rund 1500 Atemschutzmasken und 700 Atemschutzgeräte bei Bedarf auch die rund 1100 im Umlauf befindlichen Atem- und Arbeitsluftflaschen gefüllt. Darunter befinden auch auch etliche Geräte aus dem Katastrophenschutz des Bundes. Zwei Mitarbeiter besetzten im 24-Stunden-Schichtdienst zusätzlich den Gerätewagen-Atemschutz, mit dem genutzte und kontaminierte Technik direkt an den Einsatzstellen getauscht werden kann.
In der hauseigenen Atemschutzübungsanlange müssen alle Feuerwehrkräfte, die eine Befähigung zum Tragen von Atemschutzgeräten haben, einmal im Jahr eine Belastungsübung unter realistischen Bedingungen absolvieren. Dabei werden sie von den Kollegen des Atemschutz-Kompetenzzentrums betreut und überwacht. Diese sogenannte "Kriechstrecke" nutzen auch Feuerwehren aus den benachbarten Landkreisen.